Arbeitgeber und Arbeitnehmer brauchen einander. Der Arbeitgeber kann ohne seinen Mitarbeiter die generierten Aufträge nicht abwickeln. Ohne den Arbeitnehmer gibt es im Endeffekt weder Umsatz noch Gewinn für ihn. Der Mitarbeiter seinerseits braucht den Arbeitsplatz als Geldverdienst, im weitesten Sinne zur Sicherstellung des Lebensunterhaltes für sich und seine Familie. Der eine möchte am liebsten möglichst wenig Geld für eine maximale Leistung zahlen, während der andere möglichst viel Geld für seine Arbeitsleistung erzielen, sprich verdienen möchte. Das ist das Spannungsfeld, in dem ein Gespräch zur Gehaltsverhandlung geführt wird. Die Initiative dazu kommt meistens vom Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber seinerseits wird nur in ganz ausgesuchten, individuellen Einzelfällen von sich aus eine Gehaltserhöhung anbieten. Übliche Anlässe für Gehaltsanpassungen sind der einzelne Arbeitsvertrag sowie die Tarifverträge der Gewerkschaften.
„Arbeitnehmer muss zeigen, was er kann und zukünftig können will“
Der Mitarbeiter muss bei Gesprächsbeginn grundsätzlich davon ausgehen, dass er aus Sicht seines Chefs leistungsgerecht entlohnt wird. Seine Arbeitsleistung entspricht dem Arbeitsentgelt, und umgekehrt ist es ebenso. Für den Arbeitgeber ist mehr Entgelt gleichbedeutend mit mehr Leistung. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten; beispielsweise mehr Zeiteinsatz, oder eine höhere Qualifikation der Arbeitsleistung bedingt durch Aus- und Fortbildung. Der Arbeitgeber ist wenig dazu geneigt, mehr Geld für dieselbe Leistung zu zahlen. Dafür sieht er keinen Anlass. Der Mitarbeiter muss sich also dementsprechend argumentativ auf das Gespräch vorbereiten. Er sollte nachweisbare, zumindest kaum oder nur schwer widerlegbare Erfolgsargumente haben.
„Gehaltserhöhung als Motivationsschub für den Mitarbeiter“
Dem Arbeitgeber sollte bewusst sein, dass sein Mitarbeiter sicherlich gerne bei ihm arbeitet; allerdings nur aus Gelderwerb und nicht deswegen, weil er ansonsten mit seiner Zeit nichts anzufangen weiß. Geld und geldwerte Vorteile sind das eigentliche Motiv für die Leistungswilligkeit des Arbeitnehmers. Der Chef muss jedoch „das große Ganze“ im Auge behalten. Auch eine individuelle Gehaltserhöhung sollte in das Gesamtgehaltsgefüge des Unternehmens passen. Unklug wäre es, mit der Gehaltserhöhung einen Mitarbeiter zufrieden zu stellen, und dadurch eine Ungleichheit gegenüber anderen Arbeitnehmern zu schaffen. Das sorgt für Unfrieden in der Belegschaft und wirkt sich dauerhaft demotivierend aus. Abhängig von der Art und Größe des Unternehmens hat der Arbeitgeber verschiedene Möglichkeiten, um seinem Mitarbeiter „etwas Gutes zu tun“. Das Spektrum reicht vom Kantinengutschein über den Tankgutschein bis hin zu anderen geldwerten Sachleistungen. Ohnehin muss eins wie das andere als geldwerter Sachwert versteuert werden. Auch mehr Freizeit ist bei unveränderter Bezahlung mit einer Gehaltserhöhung gleichzusetzen. Zum Geschick und zur sozialen Kompetenz des Chefs gehört es auch zu erkennen, wo sein Mitarbeiter den Schwerpunkt einer Gehaltserhöhung setzt.
„Klares Nein zur Gehaltserhöhung als unkluges No-Go“
Bei einem guten Verhandlungsergebnis hat jede Seite ihren Erfolg. Dass dabei Abstriche notwendig sind, wird einkalkuliert und goutiert. Chef und Mitarbeiter müssen auch nach dem Gespräch über eine Gehaltserhöhung weiterhin zusammenarbeiten, in dem Sinne den Arbeitsvertrag erfüllen. Zur guten, motivierenden Mitarbeiterführung gehört es, dem Arbeitnehmer einen Erfolg zu gönnen. Das absolute Nein ohne jedes Zugeständnis, sozusagen das Abschmettern, ist unklug und auch unprofessionell. Langfristig schadet sich der Arbeitgeber selbst damit. Er hat dann einen Mitarbeiter, der kommt, seine Arbeit tut und im ungünstigsten Fall innerlich kündigt. Damit ist im Endeffekt keinem geholfen.